Hier findet Ihr einige Informationen zu den verschiedenen Punkten unserer Tour und zum allgemeinen Leben im Camper
Zum Leben im Wohnmobil wird sicher jeder, der mit solch einem Gefährt schon im Urlaub war, seine eigene Meinung haben. Wir hatten in diesem Jahr unseren ersten gemeinsame Urlaub im Wohnmobil und haben uns entsprechend sieben Tage lang in verschiedenen Situationen ausgetestet. Hier findet Ihr unsere persönlichen Eindrücke zu den einzelnen Punkten.
Wohnmobil fahren
Ja, es ist schon ein kleiner Unterschied, ob man einen normalen PKW oder ein Wohnmobil fährt. Unser Gefährt war gut 6 Meter lang, 2,15 Meter breit und 2,71 Meter hoch. Bewusst haben wir uns anfangs für ein kleineres Mobil entschieden. Hier sind nach oben die Grenzen beinahe offen, lediglich beschränkt durch finanzielle Aspekte und den entsprechende Führerscheinklassen.
Auch wenn meine letzte Fahrt mit einem Fahrzeug in dieser Größenordnung schon über 10 Jahre zurückliegt, kam das passende Fahrgefühl doch recht schnell wieder. Kaum waren wir mit unserem Mietmobil vom Hof, lauerte schon die erste Herausforderung in Form einer überfüllten Tankstelle auf uns. Nachdem wir das gemeistert hatten, ging es dann endlich auf die Autobahn Richtung Berchtesgaden. Hier war dann erstmal etwas Zeit, sich an das Gefährt zu gewöhnen. Natürlich hat es kurz gedauert, bis man den perfekten Schleifpunkt der Kupplung und das Gefühl für die Ausmaße des Fahrzeugs entwickelt hat. Doch als das Ganze dann etwas routinierter wurde, ließ es sich fahren wie ein Auto. Natürlich waren wir etwas langsamer unterwegs und mussten uns auf zweispurigen Autobahnen oft zwischen LKWs einordnen. Das erfordert zwar etwas Geduld, aber macht sich dann positiv im Spritverbrauch bemerkbar. Außerdem waren wir ja nicht auf der Flucht und irgendwie war der Weg auch das Ziel 😉
Nachdem wir dann an Tag 1 die ersten 364 KM hinter uns hatten, ging es an das Rangieren am ersten Stellplatz. Auch dies klappte dann mit Hilfe meiner besseren Hälfte ganz gut. Vom Vermieter wird übrigens grundlegend empfohlen, sich beim Rückwärtsfahren einweisen zu lassen. Ob das immer notwendig ist, muss dann jeder für sich entscheiden.
Abschließend kann man sagen, dass man den Dreh recht schnell raus hat und daher waren die insgesamt knapp 1450 KM in der Woche auch kein Problem.
Wo schlafen wir heute?
Mit dieser Frage haben wir uns bewusst täglich auseinandergesetzt. Da wir im Vorfeld keine wirkliche Tour geplant hatten, sondern lediglich ein paar Fixpunkte ausgewählt hatten, haben wir uns in dieser Hinsicht sehr flexibel aufgestellt. Wir hatten entsprechend im Vorfeld keine Plätze für die Nacht gebucht und sind so gesehen relativ “unvorbereitet” in das Ganze eingestiegen. Aber für was hatten wir denn sonst unser fahrendes Hotelzimmer? 😉
Bei der Frage der nächtlichen Unterkunft muss man sich immer etwas mit der Gesetzeslage des bereisten Landes auseinandersetzten. Hier ist es in Deutschland doch etwas einfacher, eine Nacht autark im Wohnmobil zu verbringen. Man darf beinahe auf jedem offiziellen Parkplatz über Nacht stehen, so lange man keine campingähnlichen Tätigkeiten vornimmt oder dies durch die Beschilderung untersagt ist.
Das heißt im Klartext, so lange man z.B. keine Stühle und Tische oder einen Grill aufbaut, zählt das offiziell als “Fahrtüchtigkeit wieder herstellen” durch Erholungsschlaf.
In Österreich hingegen ist das nächtigen in KFZs grundsätzlich außerhalb von Campingplätzen verboten. Dies zählt dann als Sondernutzung / Zweckentfremdung von Parkplätzen und kann zur Geldbuße führen.
So kam es dann, dass wir teilweise in Deutschland eine Nacht auf einen reinen Stellplatz mit Stromsäule für 5-12 € verbracht haben und in Österreich einen Campingplatz ansteuern mussten, der in der Regel bei etwa 30 €+ die Nacht lag.
Die entsprechenden Plätze in beiden Ländern haben wir uns über eine App rausgesucht. Hier gibt es natürlich sehr vielen Anbieter und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Am besten sind wir mit der App park4night gefahren. Hier werden wirklich alle möglichen Stellplätze, Parkplätze und Campingplätze angezeigt. Dennoch muss man immer darauf achten, dass die dort angezeigten Bedingungen zum Parken noch aktuell sind und es ist oftmals eigenes Mitdenken gefragt. Das liegt daran, dass die Stellplätze von Usern für User eingetragen werden. Von der App gibt es ebenfalls eine Premium Version, die wir in der Woche nicht zwangsläufig benötigt haben.
Prinzipiell haben wir folgendermaßen unterschieden:
- Öffentliche Parkplätze (DE) – hier haben wir ein Parkticket gezogen und haben dort autark gestanden, ohne Equipment auszuräumen.
- Wohnmobilstellplätze (DE) – hier ging es ebenfalls mit einem Parkticket. Der Unterschied war, dass dort Stromsäulen und/oder Anlagen für Ver- und Entsorgung vorhanden waren.
- Campingplatz (DE+AT) – Hier hat man in der Regel alles was man braucht. Die Möglichkeit sich vor Ort auszubreiten, oftmals sanitäre Einrichtungen (Dusche + WC) und alles für die Ver- und Entsorgung.
Daraus ergab sich dann nicht nur die Frage WO man schlafen möchte, sondern auch WIE man unterkommen will. In Deutschland haben wir uns meist für Wohnmobilstellplätze entschieden, aber auch eine autarke Nacht auf einen öffentlichen Stellplatz war problemlos möglich. So gesehen hatten wir ja alles dabei, was wir brauchten. In Österreich dann (gezwungenermaßen) für Campingplätze, was bis auf den Preis auch seinen Charme hatte. So konnten wir doch in der Woche viele Eindrücke sammeln, wie man mit dem Wohnmobil am besten unterkommt. Die Mischung hat es dann am Ende ausgemacht.
Leben im Wohnmobil
Tja, wie soll es auch anders sein, zwischen dem gewohnten Leben in einer Wohnung und in einem Wohnmobil liegen ganz offensichtlich Welten. Den Preis für die beinahe völlige Flexibilität zahlt man in Form von Wohnraum. Der ist in einem Wohnmobil natürlich deutlich beschränkter als Zuhause. Unser Wohnmobil war zugegebenermaßen auch nicht aus der Klasse “Gigant”, aber wie erwähnt, dennoch stolze 6 Meter lang. Die Dusche kaum größer als ich selbst, auf dem Klo mit dem Knie an der Tür, das Bett nur über eine Leiter zu erreichen und wenig Kopffreiheit. Das waren zu Beginn schon Dinge, an die man sich erstmal gewöhnen und sich dann jeden Tag damit auseinander setzen musste. Am Anfang sicher alles sehr abenteuerlich, aber im Laufe der Zeit, könnte es dem einen oder anderen dann vielleicht doch etwas aufs Gemüt schlagen. Bei uns ist dies Gott sei Dank auf die Woche gesehen ausgeblieben.
Hinzu kommt ebenfalls, dass man bei schlechtem Wetter viel Zeit auf dem kleinen Lebensraum verbringt. Bei gutem Wetter erweitert sich der Lebensraum natürlich auch auf die Fläche vor dem Wohnwagen, unter der Markise und auf dem Stellplatz / Campingplatz.
Ansonsten kamen wir relativ gut in das Leben in den Camper rein und gewöhnten uns schnell an die Umstände. Im Grunde genommen muss man beim Campen eigentlich auf relativ wenig verzichten. Es ist so gesehen alles da, eine Dusche, Toilette und Koch- und Schlafmöglichkeit, alles eben nur etwas komprimierter. Aber auch hier ist es wie so oft im Leben: Wie man sich bettet, so liegt man.
Kochen und Essen
Im Wohnmobil direkt gab es fürs Kochen insgesamt drei Gasplatten und einen doch recht passablen Kühlschrank. Prinzipiell muss man hier eigentlich auf nichts verzichten. Wir haben unsere Kochmöglichkeiten noch durch einen Camping Gasgrill erweitert. So war es uns dann auch möglich, außerhalb des Wohnmobils zu kochen / grillen. Zumindest da, wo es auch gestattet war. Hier muss man die Regeln des Stell- oder Campingplatzes beachten.
So gesehen standen uns damit in der Reisezeit alle Optionen offen. Da wurde eher die Frage was wir heute essen zum Problem, anstatt wie wir es zubereiten.
Aber auch hierfür haben wir immer wieder eine Lösung gefunden.
Morgens haben wir in der Regel frische Brötchen oder Brot gefrühstückt, mittags waren oft so oder so unterwegs und abends wurde dann wetterabhängig drinnen oder draußen das Essen zubereitet. Von Pesto mit Nudeln, gegrillten Würstchen oder Cevapcici mit Baguette und Tzatziki war alles dabei. Camping ist nicht in jeder Hinsicht gleichzusetzten mit Verzicht. Es ist eben alles eine Frage der Organisation. Aber auch hier hat man schnell die Optionen abgewogen und weiß sich zu helfen.
Ver- und Entsorgung
Auch wenn das Reisen im Wohnmobil sehr unabhängig ist, gibt es logischerweise doch einige Dinge, die man dafür braucht und von außen beziehen muss.
Strom, Gas und Wasser sind dabei die grundlegend wichtigen Dinge.
- Gas: Das Gas wird unter anderem für die Heizung und den Kühlschrank benötigt. Wenn man nicht irgendwo am Strom angeschlossen ist, ist es unverzichtbar. Hier wurde wir vom Vermieter direkt mit zwei Gasflaschen ausgestattet, die auch für den Zeitraum von einer Woche mehr als ausreichend waren.
- Strom: Das Wohnmobil verfügte über zwei getrennte Batterien. Die eine war für den Betrieb des KFZ gedacht und die andere für die Versorgung des Wohnbereiches. Sinnvoll war es dann natürlich, sich einen Platz zu suchen, der über eine externe Stromversorgung verfügte.
- Frischwasser: Insgesamt verfügten wir über einen Tank mit maximal 150 Liter Frischwasser. Der Tank wurde beansprucht, wenn man Duschen ging oder Nudelwasser etc. aufsetzte. Dieser Tank war von außen mit einer Gießkanne oder einem Schlauch zu befüllen.
- Grauwasser: Als Grauwasser wird alles bezeichnet, was beim Duschen oder Abwaschen durch die Abflüsse der Waschbecken / Dusche läuft. Da hier in der Regel Spülmittel oder Duschgel enthalten ist, ist die Entsorgung nur an gekennzeichneten Plätzen gestattet.
- Toilette: Irgendwann wird jede Campingtoilette voll und da hier mit zersetzenden Chemikalien gearbeitet wird, ist dafür eine Entsorgung ebenfalls nur an ausgewiesenen Plätzen möglich.
So gehörte es ebenfalls zum Alltag, alle Füllstände im Auge zu behalten. Dies galt ganz besonders dann, wenn eine Nacht auf einem öffentlichen Parkplatz ohne Versorgung anstand oder man noch gar nicht wusste, wo hin die Reise gehen soll. Entsprechend wurde auch selektiert, welche Voraussetzung die nächste Nächtigungsmöglichkeit haben muss. Die meisten Wohnmobilstellplätze verfügten in der Regel über eine Stromsäule, über die man gegen eine Gebühr (in der Regel 3€ pauschal) Strom beziehen konnte.
Ebenso gab es dort auch oftmals die Möglichkeit, seinen Frischwassertank aufzufüllen und entsprechend das Grauwasser über einen Ablass auf der Unterseite des Fahrzeuges los zu werden. Für das Frischwasser wurde in der Regel ebenfalls eine Gebühr fällig – meist 1 € für etwa 80 Liter Wasser.
Und irgendwann war es dann soweit – die Toilette war voll. Hier bin ich ehrlich gesagt mit etwas Respekt an die Entleerung herangetreten, was sich im Nachgang als überflüssig erwiesen hat. Es war bei unseren Wohnmobil eine ganz saubere Sache. Die Toilettenkassette lies sich über ein seitliches Fach einfach entnehmen und über einen Ausguss entleeren. Hier kam dank den Chemikalien einfach nur eine blaue Flüssigkeit heraus, die sehr wohlriechend war. Dann das Ganze einmal durchgespült und wieder neue Chemikalien rein mit einem Schuss Wasser. Insgesamt war das Ganze dann in wenigen Minuten erledigt und eine saubere Sache.
Abschließend kann man sagen, dass die Ver- und Entsorgung relativ schnell von der Hand ging und sich im täglichen Campingleben schnell implementiert hat.
Pärchenleben
Um es kurz zu machen – man muss sich schon wirklich gut riechen können, um so einen Urlaub ohne großen Stress zu überstehen 🤣
Natürlich bietet so ein Urlaub als Pärchen auch viele Optionen auf liebevolle Abenteuer aber ebenso kommen tägliche Fragen und Aufgaben auf einen zu, die untereinander gut aufgeteilt werden sollten. Da wir auch außerhalb eines Urlaubes fernab einer klassischen Rollenverteilung leben, war hier eine permanente Rotation der Aufgaben der Schlüssel für einen friedlichen und beziehungstechnisch sehr förderlichen Urlaub.
Fazit
Wie man aus dem Reisebericht unschwer herauslesen kann, hat dieser Trip sicherlich unsere Begeisterung für das Reisen mit dem Wohnmobil befeuert.
Im Endeffekt verbindet es die Vorteile der absoluten Flexibilität, mit der Tatsache, dass man viel zu Gesicht bekommt und das Ganze wird noch angereichert mit einem Hauch Abenteuer. Auch wenn solch ein Urlaub nicht gerade sehr günstig ist, können wir uns solch eine Reise für tolle Reiseziele wie die skandinavische Länder oder die französische Küste sehr gut vorstellen und halten fest, dass dies sicher nicht unsere letzte Tour mit einem Wohnmobil gewesen ist.
Eine tolle Beschreibung eurer Wohnmobil-Tour mit wahnsinnig schönen Eindrücken, sowie wichtigen Fakten und was jeder beachten sollte, beim planen einer solchen Reise. Bei diesem super Eintrag, bekommt man selbst Laune, los zu starten!
Lass dich nicht aufhalten 😛 War definitiv eine Erfahrung wert! Mit allen schönen Zeiten und Herausforderungen! Danke